Silvia Ulrich

Es war vor 3 Jahren, da bin ich mit meiner damals 15-jährigen Tochter aufgebrochen, die Wüste zu erkunden. Mit gemischten Gefühlen, etwas Angst vor ganz viel Unbekanntem, haben wir die Familie und die Schweiz für 10 Tage verlassen. Was wir dann erlebt hatten, hat uns aus den Socken gehauen – ein Märchen wie aus 1001 Nacht. Angefangen mit der ersten Uebernachtung im Dar Chamaa in Ouarzazate, dann im Nomadenzelt in der Caravane Chaima, wo wir aus dem europäischen Alltag durch ein Tor in eine andere Welt getreten sind. Noch nie auf dem afrikanischen Kontinent Fuss gefasst, hat uns der Anblick der ärmlichen Häuser bei der Autofahrt über den Antiatlas fürs erste ganz ruhig werden lassen.

Nach der zweitägigen Anreise war es endlich soweit, dass wir uns in die Wüste aufmachen konnten. Mit drei anderen, bisher unbekannten Schweizern, und zwei Tourenführern haben wir unser Abenteuer in Angriff genommen. Im Dromedartempo sind wir erst durch Steinwüste, dann endlich durch den lange ersehnten Sand gelaufen, geritten, gepurzelt, gesprungen. Nie hätten wir gedacht, dass Wüstenlandschaft so abwechslungsreich sein kann. Es war wie im Traum. Stunde um Stunde vorwärts, die wechselnden Bilder der Landschaft und die Ruhe tief ins Innere einatmend, sich im Körper ausbreiten lassen, sich immer weiter von der hektischen europäischen Welt wegtragen lassen, alles vergessen … vor allem die Zeit. Nachts anstelle der Wolken die Sterne zählen, einen Blick auf die Sternschnuppen erhaschen, den Anfang und das Ende der Milchstrasse suchen, keine störenden Geräusche ….. oder war da das Schnaufen und Schnüffeln eines Schakals, das Knabbern einer Maus, oder doch ein Dromedargrunzen?? Egal, Natur stört nicht, mit der Natur lebt man. Dazu gehören auch die stimmungsvollen Sonnenauf- und –untergänge, das rasche Eintreten einer sehr dunklen Nacht (ausser es ist kurz vor oder nach Vollmond). Schon nach zwei Tagen Nomadendasein hatten wir das Gefühl, schon ewig unterwegs zu sein. Nach einer 5-tägigen Tour war das Abenteuer erst mal fertig für uns. Aber es hat seine Spuren hinterlassen. Wir gingen mit dem Wüstenvirus nach Hause um zwei Jahre später zum zweiten mal und jetzt im Herbst 2013 zum dritten mal zurückzukommen – heimzukommen. Jedes mal werden wir in Ouarzazate und Zagora in den Hotels und natürlich in der Caravane Chaima aufs herzlichste willkommen geheissen. Jedes mal freuten wir uns auf unsere Touren und die Begegnungen mit den Einheimischen, „unsere“ Dromedare, die Ruhe, die Stille, die Einfachheit des Lebens, das Auskommen mit wenig Sachen, die sich in einer handlichen Tasche verstauen lassen, das Umherziehen und zielsichere Gehen der Führer. Oft mit etwas Neid um den Führerjob aber im Wissen, dass es für sie harte Arbeit ist, in der man sie bei den Camps ganz gerne mal unterstützt und so beide Seiten den Plausch haben, ergeben sich doch beim Kochen oder Abwaschen, beim Einrichten des Salons oder beim Dromedar Beladen oft lustige Situationen über die man herzhaft lachen kann.

Der langen Rede kurzer Sinn: Die Reisen haben
– in uns Sehnsüchte geweckt
– uns andere Lebensarten gezeigt
– uns neue kulinarische Welten eröffnet
– uns an spezieller Natur teilhaben lassen
– uns gezeigt, wie herzlich Menschen mit wenig Materiellem sind
– u.v.m.

Marokko und seine Leute haben mir in kurzer Zeit sehr viel gegeben, ich werde dem Land in Zukunft hoffentlich einiges zurückgeben können. Inshallah!

Go top